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Ernst Walsken

Doppelband:
Warten auf die Freiheit
Gemälde - Grafik - Zeichnungen

296 Seiten
17 x 20 cm
Preis: 30 Euro
30. August 2009
ISBN 978-3-9812100-0-2

 

„Historische Erinnerung bedarf der Veranschaulichung durch solche ‚herausragenden’ Lebensläufe“

aus dem Vorwort von Johannes Rau, anlässlich der Erstausgabe

Die Moorsoldaten, die „Politischen", die Insassen der ersten Nazi-Konzentrationslager im Emsland, das sind die schweigenden Helden in Emst Walskens „Warten auf die Freiheit". Einem Buch, das zweimal geschrieben wurde. In den Lagern mit der Sprache der Bilder; mit Farbe, Tinte, Schuhwichse und Bleistift auf Briefe, Plakatrückseiten. Mit allem, auf allem was greifbar, was unter unmöglichen, unmenschlichen Bedingungen möglich war. Und vierzig Jahre später mit dem Wort. In knappen, kargen, aber eindringlichen Sätzen.

Ernst Walsken, Jahrgang 1909, Student an der Kunstakademie Düsseldorf bis zu seinem Ausschluss 1934, Gedungener im „Bewährungsbataillon" 999, amerikanischer Kriegsgefangener, Solinger Künstler, verbrachte vier Jahre als Gefangener hinter den Mauern der Zuchthäuser und dem Stacheldraht der Konzentrationslager der Nazis. Angeklagt, verurteilt, wie so viele, wegen der Vorbereitung zum Hochverrat. Ernst Walsken überlebte den Leidensweg der Nazigegner, überlebte die Illegalität, die Arbeitslager, Hunger und die Schikanen der Wärter, überlebte den Krieg.

Er legte Zeugnis ab. In Bildern, die er während seiner Gefangenschaft malte, zeichnete oder als Papierschnitte schuf. Zeugnisse, die unter den Bedingungen unter denen sie entstanden übermenschlich scheinen, kostbar und rar. Dokumente in denen Hass, Heroisierung oder Karikaturen des Leids, der Aufschrei, der Nervenkitzel des verzeichneten Grauens ebenso fehlen wie die glamouröse Tünche, mit der das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte oftmals überdeckt wird. Stattdessen Dokumente der Tristesse des Lageralltags. Zutiefst subjektiv - aber dadurch unendlich wertvoll, da diese Subjektivität unter die Haut geht. Sie allein betroffen macht.In den Bildnissen, die gewollt und nicht gewollt durch die Not an Material knapp und prägnant wirken, in den ebenso prägnanten und knapp gehaltenen Kommentaren - womit eine stilistische Brücke zwischen den beiden verschiedenen, sich gegenüberstehenden Informationsträgern geschlagen wird - fehlt es dagegen nicht an der menschlichen Wärme. Man spürt die Solidarität dieser Menschen, deren Rückgrat nicht zu brechen war, deren Anteilnahme und gegenseitige Hilfe diese Bilder und das Überleben in der Not erst schlechthin möglich machten.

Man spürt den Menschen Ernst Walsken, den Menschen hinter den Bildern, hinter den Worten. Den Menschen, der der Nazidiktatur aufrecht widerstand. Der – überspitzte Sentimentalitäten durch das Beschränken auf wenige Bildelemente, knappe Striche, Konturen, expressionistische Reduktion von vornherein verhindert. Der sich Ausdrucksformen bedient, mit denen er seiner Zeit, auch mit seinen neueren Werken, voraus ist. - Ist diese Reduktion doch gerade erst bei jungen Künstlern, nicht nur beiden „Wilden", en vogue.

Mit "Warten auf die Freiheit" erscheint ein wertvolles Buch, das eindringlich und noch einmal wachrüttelnd Zeugnis ablegt über die Menschen in den - über die himmelschreienden Greuel der Vernichtungslager, deren Namen, Auschwitz, Treblinka, Bergen-Belsen, Majdanek, ein ewiges Stigma der deutschen Vergangenheit bedeuten - fast vergessenen Lagern Esterwegen und Aschendorfermoor.

Die Neuauflage von Warten auf die „Freiheit“ wird durch einen zweiten Band „Gemälde  Grafik  Zeichnungen“ ergänzt, der das Werk Walskens über seine gesamte Schaffenszeit bis in die Achtzigerjahre in Auszügen abbildet.

Der Doppelband erscheint anlässlich der Ausstellungen zum 100. Geburtstag von Ernst Walsken im Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager, Papenburg, und im Museum Baden, Solingen.

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